Unsere Fahrt geht nach dem üblichen reichhaltigen Frühstück weiter Richtung Norden, wo die nächste Sehenswürdigkeit nicht lange auf sich warten lässt. Das Glenfinnan Monument am malerischen Loch Shiel erinnert an eine historische Figur, die von den Schotten besonders verehrt wurde. „Bonnie Prince Charlie“ verlor 1746 die Schlacht bei Culloden gegen die Engländer und konnte mit Hilfe von Flora MacDonald, die auch noch heute als Heldin gepriesen wird, in Frauenkleidern flüchten. Sein Leben beschloss er wenig rühmlich in Paris. Trotzdem sehen die Schotten in ihm eine Art Nationalheld.
Das Denkmal selbst, eine hoch aufragende Säule, steht an dem Platz, an dem der schottische Prinz sich mit seinen Mannen getroffen hat, um den Aufstand gegen die Engländer einzuleiten.

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Noch ein anderes bemerkenswertes Bauwerk befindet sich hier: das Glenfinnan Viaduct, bestens bekannt aus den Harry Potter-Filmen. Tatsächlich fährt auf der Strecke von Fort William nach Mallaig der „Hogwarts-Express“, ein Dampfzug, der allerdings in Wahrheit „The Jacobite“ genannt wird. Tickets dafür sollte man unbedingt im Internet vorbuchen, um die etwa zweistündige Fahrt genießen zu können. Leider ist das in unserem Programm nicht vorgesehen.
Die Fahrt geht weiter über Fort William. Der Ben Nevis, mit 1.345 m der höchste Berg Großbritanniens, zeigt uns sein wolkenverhülltes Haupt.
Unser Ziel ist aber die bestimmt meist fotografierte Burg Schottlands, Eilean Donan Castle. Die Burg, über eine schöne Bogenbrücke zu erreichen, war Kulisse u.a. für den „Highlander“ und auch einen James Bond-Film. Die strategisch günstige Lage hat schon in der Eisenzeit Siedler angezogen. Das heutige Aussehen verdankt die Burg nach einer wechselvollen Geschichte Leutnant-Colonel John MacRae-Gilstrap, der sie im Jahr 1912 restaurieren ließ.

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Eine gemütliche Schottin mit rotblonden Zöpfen erzählt uns launige Geschichten über die Familie MacRae. Ich staune über die Konsequenz, mit der das mittelalterliche Ambiente ohne jeglichen Komfort wiederhergestellt wurde. Ein Blick in Küche und Vorratskammer zeigt die zweifelhaften hygienischen Bedingungen, unter denen in früheren Zeiten gearbeitet wurde.
Ein kurzer Blick nochmals auf die wunderschön gelegene Festung – ich kann jetzt verstehen, warum sie als Fotomotiv so begehrt ist – und wir setzen unsere Fahrt fort.
Die interessanteste Sehenswürdigkeit in dem kleinen Ort Fort Augustus ist die Schleusenanlage des Caledonian Canal. Diese Wasserstraße verbindet die Ost- und Westküste Schottlands und wurde nur zu einem Drittel künstlich geschaffen, da die Eiszeit die Landschaft perfekt geformt hat. Kurz sehen wir zu, wie ein Boot durchgeschleust wird und fahren dann weiter.
Wir befinden uns jetzt am Südende des berühmtesten Sees in Schottland – Loch Ness. Insgesamt 37 km lang und an manchen Stellen nur 1,5 km breit weist er eine beachtliche Tiefe von 230 m auf. Platz genug, dass sich ein Monster darin verstecken kann?
Leider keine Spur von Nessie. Kein Wunder, es dürfte nebelig-düstere Nächte bevorzugen und nicht strahlend blauen Himmel und Sonnenschein. Uns ist es allerdings so lieber. Bis jetzt hatten wir überhaupt mit dem Wetter sehr viel Glück.

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Auf die Ruinen von Urquart Castle am Ufer des Loch Ness können wir nur einen kurzen Blick durch die Sträucher werfen. Das Besucherzentrum ist schon geschlossen und so leicht kommt man hier nicht ans Seeufer. Ich habe sie aber bei einem vorherigen Besuch schon gesehen und so bin ich nicht wirklich enttäuscht.
Einen weiteren Halt machen wir in Beauly. Ein französischer Orden gründete um 1230 ein Kloster, wie aus dem Ortsnamen ersichtlich. Es wurde, wie so viele andere, von Oliver Cromwell zerstört und ist jetzt nur mehr Ruine. Nicht nur die ist sehenswert, sondern auch der Friedhof. Hier würde ich gerne noch länger bleiben, um die alten Steine und Inschriften zu bewundern!

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Die Weiterfahrt wird dann spannend. Vor uns plötzlich eine Brücke, die nur bis 7,5 Tonnen Gewicht befahrbar ist. Der Bus wiegt aber insgesamt 24 Tonnen.
Unser Reiseleiter sondiert erst einmal den Bauzustand der Brücke. Seine Auskunft ist wenig beruhigend. Wir müssen aber drüber, ein Umweg würde uns zu viel Zeit kosten.
Was nun? Augen zu und durch?
So ganz wohl ist niemandem bei dem Gedanken. Vorsicht siegt, wir steigen alle aus, gehen zu Fuß auf die andere Seite, halten die entgegenkommenden Autos auf, denn die Brücke ist nur einspurig. Und dann drücken wir alle unserem Chauffeur die Daumen, dass er es schafft. Was er auch ohne Zittern und Zagen tut. Zugegeben, ein wenig mulmig war auch mir zumute!
Unser letztes Ziel für heute ist Strathpeffer. Der ehemalige Kurort träumt wohl noch von vergangener Glorie, wie die ehemals prächtigen Häuser bezeugen. Auch das Hotel, in dem wir heute übernachten, sieht nur auf den ersten Blick imposant aus.

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Als mein Mann das Handy aufladen möchte, fällt ihm gleich die ganze Konsole samt Stecker entgegen und ein anderer Reiseteilnehmer berichtet, dass er beinahe von einem Spiegel getroffen worden wäre, der sich von der Wand gelöst hat. Nun ja – ein bisschen Abenteuer muss sein!
Das Abendessen ist allerdings köstlich. Meeresfrüchte, Hühnerfilet, mit Haggis gefüllt und eines meiner Lieblings-Desserts, der Sticky Toffee Pudding, entschädigen für den verblichenen Luxus und die kleinen Unannehmlichkeiten.